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Cotton Candy World | Julia Zange durchstreift Berlin

Friday, 6. November 2009

Wie nach dem Übermaß an Näscherein
Der Ekel pflegt am heftigsten zu sein;
Wie die am meisten Ketzereien hassen;
Die, einst betört, sie wiederum verlassen…
(William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum)

Meine Mutter und sogar meine Großmutter hätten sich geweigert Cafés zu betreten, die in Pastellfarben angemalt sind, mit großen Gläsern voller Schaumzuckermäuse und Brausekringeln. Mein Vater ist zwar farbenblind, aber ich denke er würde ahnen, was Nelken, Bordüren, Sahne, Toile de Jouy und Goldrandtassen ausstrahlen. Diese bestimmte Art des Großstadtcafés ist nicht mit Louis-Quatorze-Marones-Vitrinen und Erdbeer-Charlotte zu verwechseln, auch nicht mit Konditoreien, in denen das Baiser und der waldgrüne Samt noch aus den 50ern stammt. Eventuell hält sich eine Verwandtschaft zum englischen Cottagestil.

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Rund um die Kastanienallee hat sich eine Reihe dieser überzuckerten Orte angesiedelt. Der schönste, die Cupcake-Bakery am Zionskirchplatz, die sich wie ein verträumtes Kinderzimmer anfühlte, hat mittlerweile leider geschlossen. Nur noch auf den Fensterläden türmt sich das symbolische Dessert der Jugend.

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Auf der Kastanienallee selbst kann man auswählen zwischen dem Napoljonska, wo es auch “Kalten Hund” gibt. Dem alten Klassiker Kauf dich glücklich (was man in der Kastanienallee ganz ohne Ironie umgesetzte, auch wenn es außer den Touristen keinen mehr glücklich macht), wo man zwischen Eis, Mode und heißen Waffeln wählen darf.

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Und weiter in Richtung Rosenthaler Platz geht es erwachsener zu: das Fleury mit französischen Schokoladentartes und Anispastillen.
Unabhängig von käuflicher Sweetness hat Mitte endlich sein eigenes Butter Lindner, wo man sich ordentliche große Kuchenstücke für zu Hause kaufen kann (und außerdem auch rustikales Bauernbrot als Gegenentwurf).

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Das Pendant zu den Kinderkuchenzimmern, aber global angelegt, ist das Seifengeschäft Lush, welches die Friedrichstraße mit süßlichem Seifengeruch brandmarkt. Selbst an den Wochenenden, wenn es geschlossen hat.

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Man muss sich fast bis zum Lafayette entfernen, wo gerade Scarlett Johansson die schönste Auslage in der Vitrine gibt, nach Veilchenpastillen riechend und einem Hauch von Puderzucker.

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Sie blickt auf die leuchtend pinkfarbene Dessert-Ecke des Quartier 206, und in die Nacht -purpink erleuchtet- für die, die gerade im Cookies tanzen.

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Author: BAMBIblog

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