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Auf der Lichtung mit… | Frida Weyer

Friday, 4. December 2009

Statt sich an der überstrapazierten Dekonstruktion der Mode abzuarbeiten, entwirft die Berlinerin Frida Weyer weltentrückt schöne Kleider, plissiert, drapiert, arbeitet mit hauchzarten Stoffen, mit spielerischen Details und es entstehen Kleider, die wie flüchtige Traumbilder erscheinen, dabei jedoch höchste Schneiderkunst zelebrieren.

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Schon ein Jahr nach Gründung ihres eigenen Labels gilt Frida Weyer als eine der vielversprechendsten Designhoffnungen im Land und das aus gutem Grund: Ihre Kleider sind anmutig ohne zu stilisieren, weiblich und souverän zugleich. Wir sprachen mit ihr über Optimismus, Zeitgeist und womit ihr Karl Lagerfeld ein riesen Kompliment machte.

Worum geht es bei Mode heutzutage?
Das Zauberwort ist Individualität. Das ist auch der Grund, warum ich als Jungdesignerin mit Optimismus in die Zukunft blicke. Mainstream war gestern.

Wie würdest Du dein Label jemandem erklären, der es nicht kennt?
Frida Weyer ist alterslos und zeitlos – losgelöst von Trends. Die Kleider können zum Cocktail, zur Gala oder im Business getragen werden. Generell sollten deutsche Frauen viel mehr Kleider tragen. In New York, Paris oder Mailand ist das bereits selbstverständlich.

Deine anmutigen, fließenden Abendroben sind weitestgehend trendresistent. Wie viel Zeitgeist steckt dennoch in Deinen Kollektionen?
Zeitgeist bedeutet, aktuelle Stimmungen aufzugreifen. Man kann sich entweder hineingehen oder versuchen, sie zu brechen, letzteres finde ich spannender. Ich habe mit meiner Frühjahr/Sommer Kollektion 2010 versucht, genau das zu tun und habe einen verspielten, verführerischen Lolita-Look kreiert. Das Publikum war begeistert. Ich bekam Feedback, wie: “Ihr hattet richtige Frauen, so sexy.” und jede Frau wollte aussehen wie die Models auf dem Laufsteg – jede! In Zeiten, in denen Frauen hart arbeiten und ihren “Mann stehen müssen”, hat es den Zeitgeist auf den Punkt getroffen. Frauen wollen wieder ihre Weiblichkeit zeigen. Bei Frida Weyer ist dies möglich.

Gibt es einen modischen VisionärIn, dessen Kollektionen oder Arbeitsweise Du Dir immer wieder anschaust, um Dich zu inspirieren?
Coco Chanel ist mein ganz großes Vorbild, sie hat ein Imperium aufgebaut, das bis heute an der Spitze der Modewelt glänzt. Eine Meisterleistung, die heute von Karl Lagerfeld par excellence weitergeführt wird – und das vollkommen unabhängig von großen Konzernen wie z.B. LVMH.

Wie viel modisches Potential siehst Du in Berlin?
Berlin ist auf dem besten Weg, eine internationale Modemetropole zu werden. Die Betonung liegt auf “werden” – der Grundstein ist gelegt, gebt uns noch ein bisschen mehr Zeit, Berlin hat so viel Potenzial – die Trendscouts aus aller Welt können sich nicht irren!

Welches ist Dein best-gehütetstes Modestück?
Designer gehen mit Kleidung anders um: sie sind von ihnen umgeben, sind ein Teil von ihnen. Es gibt allerdings ein Kleid aus meiner ersten Kollektion, das mir sehr am Herzen liegt – Karl Lagerfeld hat Natalia Avelon darin fotografiert und nannte es “einen Traum aus Gold”. Das hat mich schon sehr stolz gemacht.

Bei der Wahl der Garderobe zum wichtigsten deutschen Medienpreis, dem BAMBI: Besser Sex oder zeitlose Grazie?
Zeitlose Grazie. Es gibt leider immer wieder sehr geschmacklose Outfits auf solchen Events.

Gibt es No-Gos oder Dinge, die Du unbedingt sehen möchtest?

Ich bin ein Gegner des Botox-Zeitalters. Frauen sollten wieder lernen, in Würde zu altern. Catherine Deneuve ist eines der besten Beispiele. Sie ist mittlerweile über sechzig und sieht fantastisch aus. In ihrem Gesicht ist so viel Leben und gelebtes Leben.

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Wofür hättest Du selbst einen Bambi verdient?
Für meinen Idealismus.

Und wofür hättest Du keinen verdient?
Für meine Rastlosigkeit, damit kann ich manche Menschen wirklich zur Weißglut bringen. Mein Hund findet das aber ganz toll.

Gäbe es einen Menschen, dem Du gern einen Bambi verleihen würdest?
Ich ziehe meinen Hut vor allen Menschen, die sich sozial engagieren.

www.fridaweyer.com

Interview > Julia Christian

Author: BAMBIblog

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