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Jan Joswig kommentiert … | BAMBI 2009

Friday, 4. December 2009

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Die diesjährigen Bambis sind seltsame Schattenwesen. Mit ihnen wurden Persönlichkeiten geehrt, die sich entweder um die versunkene Zukunft oder die versunkene Vergangenheit bemühen. Das Jahr 2012 von Roland Emmerich, das Nazi-Deutschland von Oliver Hirschbiegel und „Inglourious Basterds“- Gegenspieler Christoph Waltz, die DDR-Zeiten mit Florian Henckel von Donnersmarck, den Montagsdemonstranten Christoph Wonneberger, Aram Radomski, Siegbert Schefke und den Fernsehfilmen „Jenseits der Mauer“ und „Böseckendorf“ – wenn man Burda fragt, scheinen aktuelle Probleme am besten im Spiegel der Geschichte behandelt zu werden. An der Gegenwart mochte man sich nicht die Finger schmutzig machen. Die mussten ja noch das deliziöse Fingerfood entgegennehmen können.

Dabei hatte ich mir schon in den herrlichsten Farben ausgemalt, wie der für sein Lebenswerk geehrte Maximilian Schell die Regisseure Sebastian Schipper und Maren Ade aufs Podium geleitet. „Mitte Ende August“ und „Alle anderen“ waren immerhin die deutschen Filme 2009, in denen aktuelle Befindlichkeiten unterm sommerlichen Brennglas aufgeheizt wurden. Wie 1968 bei „Der Swimmingpool“ mit Romy Schneider (an dieser Stelle der Laudatio hätte dann die Nominierte Jessica Schwarz in ihrem Romy-Kostüm dazutreten können).

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Aber vielleicht sehe ich das auch zu sehr aus der großstädtischen Thirtysomething-Blase heraus und die breite Medienöffentlichkeit fragt sich viel dringlicher, wann denn endlich „Inglourious Basterds“ für die Playstation erscheint. Ein bisschen Schatten im aggressiven Schwarz-Gelb der Gegenwart mag ja nicht schaden.

Text > Jan Joswig

Author: julia

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